Der Mensch in der Aufführung

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Als ich 2011 zum Chefredakteur der Zeitschrift Opernnetz berufen wurde, war ich erst mal begeistert. Das Layout stammte noch aus den Anfängen des Internets, aber es gab Bilder in Hülle und Fülle. Zu jeder Aufführung, die die Korrespondenten auf den großen Opernbühnen besuchten, konnte man sich die Fotos anschließend aussuchen. Ich gab dem Magazin ein neues Aussehen, in dem die Bilder besser zur Geltung kamen, schließlich wurde das Magazin in O-Ton umbenannt. Damit ging ein Wechsel der Inhalte einher. Waren es vorher ausschließlich Kritiken von großen Opern- und hier und da auch Ballettaufführungen, konnten wir nun auch von all den vielen wunderbaren Aufführungen aus den Bereichen Tanz, Theater, Oper, Ballett, Konzert und so weiter berichten.

Damit war Feierabend mit der großen Auswahl professioneller Fotografien. Selbst große Konzerthäuser konnten oder wollten keine Bilder liefern. In der Not begann ich, selbst Aufführungen abzulichten. Kein einfaches Unterfangen. Es gibt nicht das Lehrbuch für Aufführungsfotografie, nicht einmal das große Videoportal konnte Lehrfilme dazu bieten. Warum auch? Für das Publikum ist das Fotografieren in der Regel verboten, und zudem ist das Thema sehr komplex, weil anspruchsvolle Licht- und Entfernungsverhältnisse den Fotografen schnell an seine Grenzen bringen, der während der Aufführung oft an einen Ort gebunden ist, also die Grundregel der Fotografie außer Acht lassen muss: Bewege Dich für das optimale Foto.

Wenn du professionelle Fotos für ein Magazin abliefern willst, reicht es nicht, drei Mal zu knipsen. Du gehst auf die Jagd nach den ultimativen Ergebnissen. Und dabei entstehen Bilder, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen, aber keine Chance auf Veröffentlichung haben.

In der Aufführung zählt am wenigsten der Mensch. Selbst wenn ein Solist wie Fazil Say auftritt, geht es um die Inhalte, um seine künstlerischen Fähigkeiten, dem Klavier Töne zu entlocken, wie es kein anderer kann.

Im vorliegenden Bildband, es ist nach Katjuscha – ein Mädchen aus St. Petersburg und Starke Frauen der dritte, spielen die Aufführungen die geringste Rolle. Deshalb habe ich auch bewusst darauf verzichtet, sie zu benennen. Es geht, einmal mehr, um die Menschen hinter der Fassade. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Musikern, die oft genug unbeachtet in der zweiten Reihe eines Orchesters jedweder Größenordnung bleiben. Ihnen stehen die Solisten der ersten Reihe im Tanz, Theater, in der Kirche, im Konzert gegenüber. Allen gemein ist ein Höchstmaß an Konzentration und Ausdruckskraft.

Wenn es mir mit diesem Bildband, der nicht im Bücherregal verschimmeln wird, sondern auf jedem mobilen Telefon Platz findet und so ein ständiger Begleiter sein darf, gelingt, den Betrachter dafür zu sensibilisieren, bei zukünftigen Aufführungsbesuchen neben den faszinierenden Inhalten auch einen Blick auf die Künstler zu werfen, die sich da verausgaben, hätte ich mein Ziel erreicht. Denn was ist die Kunst ohne den Menschen, der sie erschafft? Mein Dank gilt all denen, die sich in diesem Buch wiederfinden, was bedeutet, dass wir miteinander großartige Stunden der Unterhaltung, Kunst und mit der Präsentation ihrer ganz besonderen Fähigkeiten miteinander verbracht haben. Ihre Namen sind Legion, aber ihre Persönlichkeiten bleiben einzigartig.